Erinnern mit Games?

Wir erwarten, dass unsere Denkmäler von Dauer sind, weil wir uns Sorgen um das Vergessen machen. Aber die Wahrheit ist, dass sich Denkmäler nicht für uns erinnern können.

Julia Pelta Feldman, Bildersturm und Gerechtigkeit Warum unsere Denkmäler uns im Stich lassen, DLF

Was Julia Pelta Feldman hier für Denkmäler konstatiert, trifft auch auf alle anderen Ausdrucksformen der Erinnerungskultur zu: Historisches (Sich-)Erinnern ist ein aktiver und individueller, ein iterativer, fortschreitender und vor allem reflexiver Prozess, der weder delegiert noch abgeschlossen werden kann.

Das heißt nicht, dass erinnerungskulturelle Ausdrucksformen, wie Denkmäler, Filme, Ausstellungen, Gedenktage, Theaterstücke uvm. überflüssig sind. Statt im Erinnern selbst liegt ihre Bedeutung vielmehr im Setzen von Zeichen: Frage- und Ausrufezeichen, die Vergangenheit gegenwärtig halten und zu einer eigenständigen, (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit ihr anregen sollen. Die Ausdrucksform selbst soll, darf und kann diesen Prozess nicht übernehmen.

„Je weniger Erinnerung von innen erlebt wird, desto mehr existiert sie nur durch ihr äußeres Gerüst und ihre äußeren Zeichen.“

Pierre Nora, zitiert nach ebd.

Um zu verhindern, dass von der historischen Erinnerung nur ein äußeres Gerüst, ein leeres Ritual, eine bloße „Pflichtübung“ bleibt, bedarf es neben der Reflexivität zur eigenen Zeit und Person auch auf historische Quellen gestützten Wissens. Erst durch diese Verbindung kann ein kritisches Bewusstsein über die Verflechtung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entstehen.

„Statt zu versuchen, die Geschichte ein für alle Mal korrekt zu erzählen, könnten wir unsere Denkmäler von vornherein kontingent und flexibel gestalten, so dass sie die Komplexität unserer Geschichte widerspiegeln.“

Julia Pelta Feldman, Bildersturm und Gerechtigkeit

Ein weiteres Mal soll der Vergleich zum Denkmal bemüht werden und damit zum eigentlichen Anliegen übergeleitet werden. Wenn wir nach erinnerungskulturellen Formen suchen, die durch Kontingenz und Flexibilität der Komplexität von Geschichte Rechnung tragen wollen, warum dann nicht die Potentiale digitaler Spielwelten nutzen, um ein Zeichen zu setzen?

Ein Projekt zur digitalen Erinnerungskultur