Was Julia Pelta Feldman hier für Denkmäler konstatiert, trifft auch auf alle anderen Ausdrucksformen der Erinnerungskultur zu: Historisches (Sich-)Erinnern ist ein aktiver und individueller, ein iterativer, fortschreitender und vor allem reflexiver Prozess, der weder delegiert noch abgeschlossen werden kann.
Das heißt nicht, dass erinnerungskulturelle Ausdrucksformen, wie Denkmäler, Filme, Ausstellungen, Gedenktage, Theaterstücke uvm. überflüssig sind. Statt im Erinnern selbst liegt ihre Bedeutung vielmehr im Setzen von Zeichen: Frage- und Ausrufezeichen, die Vergangenheit gegenwärtig halten und zu einer eigenständigen, (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit ihr anregen sollen. Die Ausdrucksform selbst soll, darf und kann diesen Prozess nicht übernehmen.
Um zu verhindern, dass von der historischen Erinnerung nur ein äußeres Gerüst, ein leeres Ritual, eine bloße „Pflichtübung“ bleibt, bedarf es neben der Reflexivität zur eigenen Zeit und Person auch auf historische Quellen gestützten Wissens. Erst durch diese Verbindung kann ein kritisches Bewusstsein über die Verflechtung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entstehen.
Ein weiteres Mal soll der Vergleich zum Denkmal bemüht werden und damit zum eigentlichen Anliegen übergeleitet werden. Wenn wir nach erinnerungskulturellen Formen suchen, die durch Kontingenz und Flexibilität der Komplexität von Geschichte Rechnung tragen wollen, warum dann nicht die Potentiale digitaler Spielwelten nutzen, um ein Zeichen zu setzen?