Ein Praktikum bei Peloton

In den Monaten März bis April hatten wir die tolle Möglichkeit, für einzelne Arbeitsfelder mit Studierenden der KIT zusammenzuarbeiten. Wer uns dabei unterstützte und wie es ist, ein Praktikum im Rahmen von Peloton zu machen, erfahrt ihr hier:

1. Stelle dich bitte in ein bis zwei Sätzen kurz vor.

I: Ich bin Ingrid, habe bereits einen Abschluss in Kunstgeschichte und studiere Wissenschaft – Medien – Kommunikation am KIT in Karlsruhe.

D: Hallo, mein Name ist Dahnah Rudeloff, ich bin 23 Jahre alt und studiere Wissenschaft-Medien-Kommunikation am Karlsruher Institut für Technologie. Ich komme ins 6. Semester und habe in der vorlesungsfreien Zeit (März-April 2021) mein Pflichtpraktikum im Bereich Wissenschaftskommunikation bei Studio Fluffy absolviert.

2. Wo liegen deine Forschungsschwerpunkte und -interessen?

D: Meine Interessen liegen im Bereich des Schreibens, von Kurzgeschichten aber auch von Artikeln z.B. für Zeitungen. Generell reise ich sehr viel und habe daher ein großes Interesse an anderen Kulturen und deren Lebensweisen / Traditionen. Das hat das Praktikum sowie das Projekt sehr interessant für mich gemacht. Ein weiterer Punkt, für den ich mich interessiere, ist der Umgang mit Medien und ihren Auswirkungen auf den Menschen. Mein Studium vereint journalistische Fähigkeiten mit Reflexionen über neue Medien, Kommunikation und der Wissenschaft als Hauptakteur.

I: Meine Forschungsinteressen in der Wissenschaftskommunikation liegen im PR-Bereich, insbesondere in der Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten – was sich auch im Spiel ‚Peloton‘ wiederfindet, da den Spielenden eine gesellschaftliche Veränderung in einem konkreten historischen Kontext vermittelt wird.

3. Skizziere bitte kurz, womit du dich im Rahmen deines Praktikums beschäftigt hast.

I: Im Praktikum setzte ich mich mit dem Themenbereich ‚generische Kleinstadt‘ auseinander, dazu recherchierte ich und bereitete die Ergebnisse visuell auf. Der Schwerpunkt auf der historischen Ebene lag beispielsweise auf den neuralgischen Punkten einer Stadt zur Zeit des Nationalsozialismus. Um das soziale Leben in ihr abbilden zu können, beschäftige ich mich unter anderem mit den Fragen, wo sich Menschen in einer Kleinstadt im Allgemeinen begegneten, aber auch wo Bewohner, die sich im Widerstand engagierten, ihre Informationen austauschten.
Diesen Teil meiner Recherche ergänzte ich mit Nachforschungen im Game Design. Hierbei ging es darum, herauszufinden, wie die Thematik bisher umgesetzt wurde und wie generative Szenarien im Stadtbild als auch im Storytelling verarbeitet werden können.

D: Im Rahmen meines Praktikums habe ich mich mit den drei Themenfeldern Analyse von Milieus in der NS Zeit, Skizzierung eines Parameterraum und der Beschreibung von gesellschaftlicher Dynamik beschäftigt. Aufgaben waren dabei die ausführliche Recherche zu den Milieus und der Anreizsysteme für die Bevölkerung sowie das Erstellen eines Parameterraums. Am Ende wurde aus allen Punkten die gesellschaftliche Dynamik abgelesen.

4. Was hat dich an deinem Thema besonders interessiert / was hat dich beim Forschen überrascht?

D: Besonders interessiert haben mich die Milieus in der Zeit des Nationalsozialismus. Darüber hatte ich noch nicht viel gehört oder gelesen. Es war spannend zu sehen, wieviel unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen es gab und wie ihre Einstellung gegenüber dem Regime war. Auch spannend fand ich die Dynamik der Bevölkerung, die man daraus ablesen konnte, besonders die Punkte, die die Menschen zu Sympathisanten oder Gegnern machten. Die Rolle der Jugend hervorzuheben, hat sich aus den Recherchen erschlossen und es zu einem wichtigen Ansatzpunkt für die Beschreibung der Veränderungen im NS-Regime gemacht. Die Auswirkungen der Jugendkultur, gerade die der oppositionellen, hat mich überrascht. Die Wandlung der Gesellschaft so deutlich zu sehen und viele Details der Geschichte zu entdecken, habe ich als sehr spannend empfunden.

I: Besonders interessant fand ich den Bezug zum Nationalsozialismus. Die Auseinandersetzung mit dieser Zeit begann bei mir in der Schule und auch darüber hinaus gab es immer wieder Dokus oder Projekte, die mich faszinierten. Obwohl ich ein Vorwissen mitbrachte, musste ich bei der Recherche feststellen, dass dieses Thema sehr viel komplexer ist, als ich dachte, und eine exakte Zeiteinordnung ist mir erst durch ein intensives Einarbeiten gelungen.
Auf inhaltlicher Ebene fand ich den Bereich Game Design sehr spannend, vor allem da es für mich ein komplett neues Feld war. Die vielen Möglichkeiten der Umsetzung der historischen Inhalte, besonders als generative Prozesse, die auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen können, haben mich total überrascht.

5. Wo siehst du die Stärken und das Potential deiner Ergebnisse bzw. deines Ansatzes (z.B. für die erinnerungskulturelle Arbeit oder die spielerische Umsetzung)? Gibt es Ansatzpunkte, die du gerne vertiefen oder weiterführend untersuchen würdest?

I: Es gibt nicht direkt neue Ansatzpunkte, die ich weiterhin verfolgen würde, eher spannende Inhalte. Besonders bei der historischen Recherche ergab oft ein Themenkomplex den anderen, sodass noch unzählige Ergänzungen möglich gewesen wären.
Das Potential meiner Ergebnisse, die sehr stark mit der allgemeinen Konzeption des Spiels zusammenhängen, sehe ich in der Erinnerungskultur. Durch die generative Gestaltung im Game Design erstellt der Algorithmus bei jedem neuen Spieldurchgang ein neues Setting der Kleinstadt, auch im Storytelling. Das bietet visuell und narrativ verschiedene Erlebnisse und Eindrücke zum Nationalsozialismus, die neue unterschiedliche Ansätze der Auseinandersetzung ermöglichen.

D: Als Chancen für das Spiel sehe ich unter anderem die Identifizierbarkeit. Die Spieler können sich in die virtuelle Jugend hineinversetzen, da sie vermutlich in einer ähnlichen Altersgruppe sind und dadurch das geschichtliche Erleben noch verständlicher ist. Ich sehe es als großartige Chance, das Spiel als eine Erinnerungskultur zu haben, die so greifbar über die Geschehnisse von damals aufklärt. Es bietet eine einzigartige Möglichkeit, die Gesellschaft in unterschiedlichen Lebenslagen zu sehen und seine eigene Geschichte im Spiel zu schreiben. Durch die Milieus gibt es eine große Individualität für jeden Spieler, da er zufällig einem Milieu zugeordnet wird und durch seine Entscheidungen sich neue Möglichkeiten auftun. Die virtuelle Bevölkerung, aufgrund wissenschaftlicher Recherchen, als Fokus zu haben, sehe ich als großen Gewinn.
Weiter vertiefen könnte man sicherlich noch den Parameterraum. Dieser bietet eine wichtige Möglichkeit, um die gesellschaftliche Dynamik zu beschreiben. Es gibt weitere Modelle, in denen er sich darstellen lassen würde. Auch über die Bevölkerung an sich gibt es noch viel zu sagen. Um noch tiefer in das Thema einzusteigen, war die Praktikumszeit von sechs Wochen jedoch leider zu kurz. Deswegen gibt es hier noch mehr zu entdecken.

Danke für Eure Zeit!